Göttinnenspiel

Teil 19

Die Tage schleppen sich hin. Winston wird Bernadette niemals wieder besuchen. Er hat ihre Kette in seinem Geheimfach versteckt. René bemerkt, dass er die Kette nicht trägt; Winston behauptet, er hätte sie verloren. "Oje", sagt René, "da wird deine Göttin nicht glücklich sein."

Neinnein, ist sie nicht. Ist sie hoffentlich nicht.

Am Sicherheitstor tappen die breiten Hände auf ihm herum, und die Sicherheitsgöttin macht Zwinkeraugen, und es ist Winston egal. Er existiert ja kaum. Er ist allein. Er ist zweiunddreißig. Die Chance, dass er jemals noch Zugehörigkeit findet, ist verschwindend gering, und von Tag zu Tag schwindet sie weiter - ein Schiff weit im Nebel draußen. Keine Positionslichter. Niemand an Bord. Ein Geisterschiff.

Adrian schlurft her, stellt seine Frage, hinterlässt einen Brief und schlurft weg. Die Tür fällt ins Schloss. Um elf Uhr sitzen sie wieder im Meetingraum. Das Schachbrettmuster ist langweilig. Winston richtet sich kraftlos seine Krawatte. Der Duft fällt ins Zimmer; Frau Doktor Schreier nimmt Platz.

Sie verkündet, dass sie recht zuversichtlich sei. Sie verkündet die Zahlen. Sie verkündet neue, verbesserte Maßnahmen. Plötzlich hat Winston einen Gedanken an Bernadette. Plötzlich versteift er sich. Plötzlich sieht er ihr Bild. Plötzlich erinnert er sich. Plötzlich ist sein Peewee.

"Winston?" fragt Frau Doktor Schreier nach.

"Wie bitte?"

Frau Doktor Schreier sieht aus, als hätte er ihr einen Topf Maden vorgesetzt. "Wiederhol sofort, was ich gerade gesagt habe."

"Ich, äh... ich..." Winston verstummt. Er blickt fest auf den Tisch. Ihm ist heiß. Sein Kopf ist hochrot. Sein Peewee ist immer noch dieses Monster.

"Wir sehen uns nachher in meinem Büro."

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