Im Herbst beginnen die Blätter zu fallen, erst nur einige wenige, und es ist kaum zu bemerken; dann ist es eine Zeitlang beinahe lustig, bunt und weich; und schließlich stapft man durch braunes Zeug und muss sich fest in den Mantel krampfen vor eisiger Kälte.
Sie hatte immer öfter den Eindruck, dass fremde Stimmen hinter ihrem Rücken sprachen. Sie konnte nicht hören, was da gesagt wurde: Wenn sie hinhörte, verging es. Es war so, als sähe sie etwas undeutlich im Augenwinkel, und wenn sie versuchte, ihren Blick darauf zu richten, war es verschwunden.
Eva war verunsichert. Sie bemerkte, dass ihre Bewegungen jetzt oft ruckartig kamen, ungenau. Einmal wischte sie gar ein Glas Milch vom Frühstückstisch, als sie danach zu greifen versuchte. Vielleicht hatte all das, was sie in letzter Zeit durchgemacht hatte, sie wirklich ein wenig durcheinandergebracht? Vielleicht war sie übertrieben empfindlich geworden? Sie versuchte ja, sich zu beherrschen; es gelang ihr freilich nicht immer. Vielleicht war sie auch Peter gegenüber zu streng. Gab sie ihm überhaupt noch eine Chance? Sie beschloss, es ab jetzt besser zu machen. Vielleicht war sie sogar bereit, sich bei ihm zu entschuldigen. Der Gedanke daran brannte in ihrem Fleisch wie ein giftiger Schiefer, eitrig und schmerzhaft. Dann läutete wieder das Telephon, riss sie aus ihrer Konzentration, und es war wieder niemand zu hören.
Es lebte im rauschenden Geräusch der Dusche, im Gluckern der Spülung, im Zischen des Badewassers. Es rührte sich in der Klimaanlage im Büro, im Geklapper der Computertasten und im Ritschratsch, wenn man die Briefmarken abriss. Je genauer sie hinhörte, desto mehr wurde geflüstert. Sie wollte sich die Ohren zuhalten, sich verkriechen, nichts mehr hören. Aber wo fand sie noch Schutz? Seit dem Stromausfall hatte Eva ein ungutes Gefühl, sobald sie das Haus betrat. Am liebsten hätte sie Peter vorgeschlagen, dass sie umzogen, aber wie hätte sie das begründen sollen? "Das Haus ist mir auf einmal unheimlich", klang doch lächerlich. Und es war lächerlich. Es war ein Stromausfall gewesen, und damit basta. Das beschloss sie für sich, und sie war immer schon stolz darauf gewesen, dass sie ihre Beschlüsse auch umsetzte.
Sie nahm trotzdem nur eine Dusche, diesmal. In den Filmen kam dann immer der Dampf, hüllte die nackte Heldin ein wie ein sanft schimmerndes Kleid, und es sah sexy aus. In Wirklichkeit war es freilich nur fließendes Wasser - das aber, in der genau richtigen Temperatur, mit dem weichen Schaum der Lotion auf ihren Brüsten, ihrem Bauch, glitten ihre Hände tiefer und tiefer ihren Körper entlang, erforschten ihre vertrauten Orte, eindringlich und sauber. Glatte Haut glitt auf glatter Haut, ein Traumbild aus weiblicher Nässe war Eva.
Sie stellte den Hahn ab. Sie musste sich einen Befehl zuflüstern, bevor sie den Duschvorhang zurückzog. Kein Fremder stand, bereit, sich auf sie zu stürzen... Sie atmete auf und stieg tropfend aus der Wanne.
Nackt lag sie auf dem Bett. Spielerisch breitete sie ihre Beine aus, schloss die Augen und gab sich ihren Phantasien hin. Sie überlegte, ob sie sich selbst befriedigen wollte, aber sie hatte davon nie sonderlich viel gehalten. Irgendwann merkte sie, wie sie einzudösen begann.
Sie war nicht sicher, ob sie träumte. Etwas war nicht in Ordnung... etwas stimmte nicht. Sie konnte sich nicht bewegen. Ihre Hände waren hinter ihrem Kopf wie festgezurrt, sie bekam sie nicht los. Ihr panischer Aufschrei verkam zu einem erstickten Gurgeln.
Sie riss die Augen auf. Das bleiche Gesicht schwebte in der Zimmerecke, blickte mit gierigen Augen auf sie herab. Es schien näherzukommen; es bewegte sich nicht. Sein Mund blieb ausdruckslos, gleichgültig, hart.
Ihre Beine waren schmerzhaft auseinander gespreizt. Ihre Scheide lag offen wie eine Quelle in einem abgelegenen Gebirge. Und jetzt spürte sie es... ihre Schamlippen wurden auseinandergedrückt, etwas Heißes und Hartes drang in sie ein. Es war riesengroß, es füllte sie gewaltig aus, begann sich in ihr zu bewegen. Ein Gewicht lastete schwer auf ihr, drückend hart. Aber da war nichts zu sehen. Sie war in Panik, entsetzt und abgestoßen, aber etwas in ihrem Körper reagierte auf das ungewohnte Gefühl, ob sie es wollte oder nicht, und die Hitze aus ihrer feuchten Scheide schoss ihr bis in den Kopf.
Sie schloss die Augen. Ihre Hände krampften sich in die Decke, und ein langgezogenes Stöhnen kam aus ihrem Mund.
Sie hörte die Türglocke. Sie war nicht sicher, ob sie sie nicht schon einmal gehört hatte. Sie war nicht sicher, ob sie träumte. Sie lag zusammengerollt, halb in der Decke vergraben. Das Fremde, was auch immer es war, schien verschwunden.
Sie stand auf, verwirrt. Ihre Scheide fühlte sich immer noch feucht an. Sie warf sich schnell den Bademantel über und lief hinunter zur Eingangstür.
Günter stand da. "Äh, hi - komme ich ungelegen?" Er hielt einen Werkzeugkasten in seiner Hand, und unter dem offenen Mantel schimmerte eine Arbeitsmontur.
"Komm nur rein", sagte Eva, weil ihr nichts besseres einfiel. Sein Blick glitt nach unten. Der Bademantel war locker geworden, hatte viel zu sehen gegeben. Sie schloss ihn schnell enger um sich.
"Peter hat mich gebeten", erklärte er. Und, da Eva ihn fragend ansah: "Das Abflussrohr...?"
"Oh, ja!" Sie führte ihn in die Küche. "Äh, Kaffee?"
"Nein nein, danke, ich komme wirklich nur wegen des Abflusses."
"Ich zieh mich mal an."
Günter nickte. "Schade", sagte er und zwinkerte fröhlich mit dem Auge. Frechheit, dachte Eva. Und dass Peter das tut, ohne mir etwas zu sagen... Frechheit!
Und doch, wenn er so vorgebeugt in die Arbeit vertieft stand, war sein Hintern klein und rund und süß und irgendwie sexy.
"Weißt du", sagte Günter, während er liegend mit seinem Werkzeug unter der Abwasch hantierte. Eva zwang sich, ihn nicht anzustarren. "Wir haben nachgedacht. Es ist offensichtlich, dass Peter und du im Bett nicht gut zurechtkommt." Eva blieb der Mund offen stehen. Er sagte das, als wäre es eine vollkommen alltägliche Selbstverständlichkeit. "Wir glauben, du brauchst einfach eine starke Hand. Könnte das sein?"
Das ging doch zu weit! Er sah sie nicht einmal an, während er ihr seine Frechheiten zuwarf!
"Weißt du, was ICH glaube?" sagte Eva, zornrot. Er sah sie an, noch immer liegend. "Ich glaube, du wirst jetzt wieder gehen. Sofort."
Günter ließ immer noch nicht sein beunruhigend gelassenes Lächeln. "Aber der Abfluss ist noch nicht..."
"Ich sagte sofort. Damit meine ich: Sofort, bevor ich die Polizei rufe."
"Okay. Wie du meinst." Er schien nicht einmal sonderlich aufgebracht. "Schade, dass du noch nicht so weit bist", sagte er zum Abschied. "Was nicht ist, kann ja noch werden..." Und ging einfach davon.
Eva starrte ihm nach. Sie stützte sich auf dem Tisch auf, als die nächste Welle von heißer Begierde sie überrollte. Sie war sich noch immer nicht sicher, ob sie nicht träumte.